3.5. Statik#
Die Statik beschäftigt sich mit Massen, die unbewegt, also in Ruhe sind In einem statischen Kräftegleichgewicht ist die Summe aller angreifenden Kräfte = 0 Es gilt also
\(\vec{F}_{ges} = \sum_{i=1}^N \vec{F}_i \)
Diese Bedingung kann genutzt werden, um Kräfte in Relation zueinander zu setzen und somit Bedingungen zwischen physikalischen Größen herzuleiten
Beispiel:
Damit gilt für die angreifenden Käfte
\(\vec{F}_{ges} = 0 = \vec{F}_{Tisch} + \vec{F}_{Gewicht} \Rightarrow \vec{F}_{Tisch} = 0 \vec{F}_{Gewicht} \)
Äquivalente Betrachtungen können durchgeführt werden für Massen, die sich mit konstanter Geschwindigkeit bewegen, denn aus der Kinematik ist bekannt, dass
\(v = v_0\) wenn \(a = 0\)
Auch hier ist die resultierenden Gesamtkraft \(=0\), eine resultierende Gesamtkraft \(\not =0\) würde zu einer Geschwindigkeitsänderung führen
3.5.1. Anwendung: Messung von Kräften#
Die Kenntnis über die Addition von Kräften kann beispielsweise in einer einfachen Federwaage zur Messung von Kräften genutzt werden Eine Federwaage besteht aus einer Feder, deren Federkonstante \(k\) bekannt ist Die Federkonstante definiert die Ausdehnung der Feder wenn eine Kraft angreift Für Federwaagen wird eine Feder eingesetzt, deren Federkonstante über den zugelassenen Anwendungsbereich konstant ist
Wird die Feder ausgedehnt, wirkt eine der Ausdehnung entgegengesetzte Kraft
\(\vec{F}_F = - k \cdot \vec{x}\)
Eine an die Waage angehängte Masse bewirkt eine nach unten gerichtete Gewichtskraft
\(\vec{F}_g = m \cdot \vec{g}\)
Da es sich um ein eindimensionales Problem handelt, müssen nur die Komponenten entlang der x0Achse betrachtet werden Damit ist
\(F_{F,x} = - k \cdot x\)
\(F_{g,x} = m \cdot x\)
Wenn die Masse an der Federwaage im statischen Gleichgewicht ist, gilt:
\(\sum F_i = 0 = F_{F,x} + F_{g,x} \Leftrightarrow - k \cdot x + F_{g,x} = 0 \Leftrightarrow F_{g,x} = k \cdot x \)
Durch Messung der Auslenkung \(x\) kann dann die Gewichtskraft bestimmt werden Über die bekannte Erdbeschleunigung \(g\) kann dann die Masse berechnet werden
\( m \cdot g = k \cdot x \Leftrightarrow m = \frac{k \cdot x}{g}\)
Im Allgemeinen, insbesondere ausserhalb des Anwendungsbereiches, ist die Federkonstante nicht konstant und eine einfache derartige Berechnung ist dort nicht möglich.
3.5.2. Anwendung: Berechnung statischer Belastung#
Mit Hilfe der Statik lassen sich auch komplizierte Situationen betrachten und die statischen Kräfte auf einzelne Bauteile analysiert werden Beispielsweise seien in folgender Anordnung die mechanischen Kräfte auf die Streben der in Abbildung 3.6 dargestellten Wandhalterung zu berechnen:
Hier hängt eine Masse über eine Umlenkrolle an einem Seil Die Wandhalterung besteht aus zwei Streben auf die jeweils eine Kraft wirkt Diese beiden Kräfte \(F_1\) und \(F_2\) gilt es zu berechnen
Mit Hilfe des Seils kann die Masse auf0 und abbewegt werden Zu jedem bestimmten Zeitpunkt herrscht entlang des Seils ein statisches Kräftegleichgewicht, die Masse bewirkt eine Gewichtskraft \(F_g\), das Seil kompensiert diese Kraft durch die Seilkraft \(F_S\) Wäre das nicht so, würde das Gewicht nach unten abstürzen Es gilt also entlang des Seils für die Beträge dieser beiden Kräfte \(F_g = F_S\)
Auf die Wandhalterung wirkt die Resultierende der beiden Kräfte \(\vec{F}_g + \vec{F}_S\) Beide Kräfte sind gegenüber der Resultierenden \(\vec{F}_R\) um einen Winkel von \(\frac{\alpha}{2}\) verschoben In \(\vec{F}_R\)0Richtung wirkt also jeweils der Anteil \(F_g \cdot cos\left( \frac{\alpha}{2} \right)\)
Mit \(\vec{F}_g = m \cdot \vec{g}\) und \(F_g = F_S\) ist also
\(F_R = 2 \cdot F_g \cdot cos\left( \frac{\alpha}{2} \right)= 2 \cdot m \cdot g \cdot cos\left( \frac{\alpha}{2} \right)\)
Zur Betrachtung der Kraft auf die Wandhalterung muss zunächst ein Koordinatensystem festgelegt werden In diesem Beispiel wird es so gewählt, dass die x-Richtung entlang der Strebe 2 verläuft, die y-Richtung senkrecht dazu (siehe Abbildung 3.8)
Nur wird die Resultierende Kraft \(\vec{F}_R\) in die Komponenten bezüglich des gewählten Koordinatensystems betrachtet
In x-Richtung wirkt
\(\left|F_{R,x} \right| = F_R \cdot sin \left( \frac{\alpha}{2} \right) = 2 \cdot m \cdot g \cdot cos\left( \frac{\alpha}{2} \right)\cdot sin \left( \frac{\alpha}{2} \right)\)
In y-Richtung wirkt
\(\left|F_{R,y} \right| = F_R \cdot cos \left( \frac{\alpha}{2} \right) = 2 \cdot m \cdot g \cdot cos^2\left( \frac{\alpha}{2} \right)\)
Die Kraft in y-Richtung über Strebe 1 aufgenommen Zusätzlich wird ein Teil der Kraft in x-Richtung von Strebe 1 aufgenommen Es gilt
\(sin \left( \beta \right) = \frac{\left|F_{R,y} \right|}{F_{1,y}} \Leftrightarrow F_{1,y} = \frac{\left|F_{R,y} \right|}{sin \left( \beta \right)} \)
\(cos \left( \beta \right) = \frac{F_{1,x}}{F_{1,y}} \Leftrightarrow F_{1,x} = F_{1,y} \cdot cos \left( \beta \right)\)
wobei \(F_{1,x}\) der Teil ist, der von Strebe 1 in x-Richtung aufgenommen wird Damit ist
\(F_1 = F_{1,y} = \frac{\left|F_{R,y} \right|}{sin \left( \beta \right)} = 2 \cdot m \cdot g \cdot cos^2\left( \frac{\alpha}{2} \right) \cdot \frac{1}{sin \left( \beta \right)}\)
\(F_2 = \left| \left|F_{R,x} \right| - \left|F_{1,x} \right| \right| = \left|2 \cdot m \cdot g \cdot cos\left( \frac{\alpha}{2} \right)\cdot sin \left( \frac{\alpha}{2} \right) - 2 \cdot m \cdot g \cdot cos^2\left( \frac{\alpha}{2} \right) \cdot \frac{1}{sin \left( \beta \right)} \cdot cos \left( \beta \right) \right|\)
\(F_2 = \left| 2 m g \left( sin \left( \frac{\alpha}{2} \right)\cdot cos \left( \frac{\alpha}{2} \right) - \frac{cos^2 \left( \frac{\alpha}{2} \right)}{tan \left(\beta \right)}\right)\right|\)
Für \(\alpha = 40^\circ\), \(\beta = 45^\circ\) und \(m = 50 \, kg\) ergibt dies
\(F_1 = 1225 N\)
\(F_2 = 550 N\)
Das Gewicht zieht also an der oberen Strebe von der Wand weg und drückt die untere Strebe in die Wand hinein
Für \(\alpha = 90^\circ\), \(\beta = 45^\circ\) und \(m = 50 \, kg\) ergibt dies
\(F_1 = 694 N\)
\(F_2 = 0 N\)
Die Resultierende Kraft ist hier gerade in die selbe Richtung wie die Strebe 1 ausgerichtet. Diese nimmt daher in diesem Fall die gesammte Kraft auf.